Seit dem Zweiten Weltkrieg hat nichts den Lebensalltag der Menschen so einschneidend verändert wie das neue Corona-Virus. Die Pandemie erfasst alle Aspekte unseres Alltags. Aber es gibt auch eine andere Seite: Der Kampf gegen die Ausbreitung setzt Energien in Wirtschaft, Bildung und Wissenschaft frei und fördert die Solidarität in der Bevölkerung.
Schweizer Forscher entwickeln Impfstoffe gegen das neue Coronavirus.
Weltweit arbeiten Forscher an Impfstoffen gegen Sars-CoV-2. Auch in der Schweiz sind verschiedene in der Entwicklung. Die Hoffnung ist, bis Ende Jahr genügend Impfstoff für die ganze Schweiz zur Verfügung zu haben.
An Mäusen hat es funktioniert: Als Martin Bachmann von der Universität Bern und seine Kollegen die Tiere mit ihrem Impfstoffkandidaten gegen das neue Coronavirus Sars-CoV-2 impften, entwickelten die Nager Antikörper, die das Virus in weiteren Tests ausser Gefecht setzten. Jetzt gilt es, diesen Impfstoff für die Anwendung am Menschen bereitzumachen. Denn Bachmann hat sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: Ende des Jahres möchte er Impfstoff für die ganze Schweiz bereitstellen können.
Anhand der Entwicklung seines Impfstoffes und der Erfahrungen mit demjenigen gegen Sars-CoV-2 an Mäusen geht Bachmann davon aus, dass letzterer auch an Menschen sicher sein dürfte. Pferde beispielsweise reagierten oft mit schweren Nebenwirkungen auf Impfungen und vertrügen die Impfung gegen das Sommerekzem gut. Im Menschen testen kann er dies allerdings noch nicht: Die Methode, nach der der Impfstoff zurzeit hergestellt werde, dauere zu lange, um in kurzer Zeit viele Dosen zur Verfügung stellen zu können, sagt Bachmann.
Deshalb ändern die Forscher zurzeit das Herstellungsverfahren. Das Ziel: Ein Bakterium soll das Konstrukt aus den Molekülen von Coronavirus und Tetanustoxin als eine einzige Aminosäurekette herstellen. Gelingt dies, liesse sich in einem 100-Liter-Fermenter das Antigen für eine Million Impfdosen herstellen, erklärt Bachmann. Zurzeit prüfen er und seine Kollegen, ob die bisher mit der neuen Methode produzierten Moleküle die gleiche dreidimensionale Form einnehmen wie das biochemisch «zusammengeklebte». Stimmen die Moleküle überein, müssen die Versuche an Tieren wiederholt werden.
Bachmann ist nicht der einzige Schweizer Wissenschaftler, der an einem Impfstoff forscht. In Riehen arbeiten Peter Burkhard von der Universität Basel und der Firma Alpha-O Peptides und seine Kollegen ebenfalls an einem Impfstoff, der laut Medienberichten zurzeit an Tieren getestet wird. Er basiert auf Eiweiss-Nanopartikeln, die sich selbst zusammenbauen (self-assembling protein nanoparticles, SAPN). Das Prinzip hat Burkhard bereits in einem Malaria-Impfstoff angewendet, der sich zurzeit in der klinischen Prüfung am Menschen befindet. An der Universität Zürich forscht Steve Pascolo nach einem geeigneten Gen-Kandidaten für eine RNA-Vakzine gegen Sars-CoV-2.
Weltweit arbeiten über 50 Forscherteams an Impfstoffen, die dem Immunsystem von abgeschwächten lebenden Viren bis zu Viren-Erbgut die verschiedensten Antigene des Sars-CoV-2 präsentieren sollen. Bis auf zwei befinden sich alle (wie auch die Schweizer Vakzine) noch in der präklinischen Phase, die von der ersten Entwicklung über Labortests bis hin zu Tierversuchen reicht.